Proteste gegen Fleischindustrie und Fischerei bei Harbour Games Hamburg.

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In Hamburg protestieren am 23. Juni gut 200 Aktivist_innen mit einer Aktionsrallye im Rahmen der Harbour Games an verschiedenen Orten, wo Konzerne auf unterschiedlicher Weise von der Ausbeutung von Mensch, Tiere und Natur verdienen. Organisiert wurden die Aktionstage von Gruppen aus der Klimagerechtigkeits-, Antiatom- und Tierbefreiungsbewegung, aber auch antimiliaristische und antirassistische Initiativen beteiligten sich an den Protesten.

An verschiedenen Orten u.a. dem Kohlehafen, dem Kraftwerk Moorburg oder dem Rüstungskonzern Blohm&Voss fanden Aktionen des Zivilen Ungehorsams statt. Auch Cargill einer der größten Agrar- und Fleischkonzerne der welt wurde kurzzeitig blockiert und Firmenwerbetafeln überklebt. An verschiedenen Orten wurden zudem Redebeiträge zu unterschiedlichen Themen bspw. der internationalen Fischereiindustrie verlesen.

Berichte zu den Harbour Games findet ihr hier:

Harbour Games | Tatort Kurdistan | Video von Graswurzel.tv

 

Wir dokumentieren im folgenden die Redebeiträge von Tierbefreiung Hamburg und der Kampagne gegen Tierfabriken zu Cargill und des Tierrechtsorganisation the black fish zur Fischereiindustrie:

Redebeitrag zu Cargill im Rahmen der Harbour Games Proteste am 23. Juni 2018

Wir stehen hier vor der Ölraffinerie von Cargill, einem von 3 Standorten des US-amerikanischen Unternehmens in Hamburg. Cargill, auch wenn vielen der Name vielleicht rein gar nichts sagen wird, ist einer der Big Player in der globalen Lebensmittelindustrie. Drei Viertel des weltweiten Agrarbusiness teilen 4 Unternehmen unter sich auf, eines davon ist Cargill. Ein weiteres dieser 4 Unternehmen, ADM, befindet sich ebenfalls mit einer riesigen Ölmühle und -raffinierie im Hamburger Hafen in der Nähe unserer heutigen Route.

Cargill macht unter anderem mit dem Handel mit Getreide und Agrarprodukten, der Fleischproduktion sowie der Herstellung von Futtermitteln und Zusätzen für die Nahrungsmittel- und Pharmaindustrie einen Umsatz von 110 Mrd US-Dollar – das ist doppelt soviel wie Unilever und immer noch 20 Mrd US-Dollar Mehr als Nestlé. Das Milliardenschwere Unternehmen ist dabei seit der Gründung ein Familienunternehmen: 90% gehören der Cargill-Familie. Cargill entzieht sich somit zu einem großen Teil der öffentlichen Verantwortung, denn Cargill muss im Gegensatz zu Aktiengesellschafen kaum Zahlen und Daten der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
Die Cargill-Familie gilt als die viertreichste Familie der USA, mit 14 Milliardär*innen in der Familie, die insgesamt über ein geschätztes Vermögen von 45 Milliarden US-Dollar verfügen.

In den USA ist Cargill nicht nur größter Hackfleischproduzent mit mehreren Eigenmarken, sondern es werden insgesamt mehr als 20% des US-amerikanischen Fleischmarktes von Cargill bedient und auch ¼ des Getreideexportes aus den USA liegt in den Händen von Cargill. Doch nicht nur in den USA ist Cargill ein einflussreiches Unternehmen: So ist Cargill der größte Hühnerfleischproduzent in Thailand, um dieses Fleisch zum großen Teil von dort nach Europa zu exportieren. Gleichzeitig bauen in Deutschland Unternehmen wie die PHW-Gruppe, zu der z.B. Wiesenhof gehört, ihre Schlachthöfe aus, lassen riesige Hühnermastanlagen bauen und erhöhen ihre Schlachtzahlen kontinuierlich.

In Hamburg unterhält Cargill eine Kakaofabrik in Wandsbek, eine Produktionsanlage für Lecithin und anderen Lebensmittelzusatzstoffe in Rothenburgsort und die Pflanzenölraffinerie in Harburg, vor der wir gerade stehen. Hier wird neben Raps-, Sonnenblumen- und Kokosöl vor allem das umstrittene Palmöl hergestellt und verarbeitet. Ein eigener Schiffsanleger nur wenige hundert Meter von hier entfernt garantiert über eine Pipeline die schnelle und direkte Zufuhr der Rohstoffe vom Schiff in die Fabrik.

Palmöl geriet hierzulande schon vor einiger Zeit vermehrt in die Kritik, und findet sich auf der Inhaltsstoffliste von immer mehr Produkten. Für die Palmölplantagen, die sich stetig ausweiten, werden in Herkunftsländern wie Indonesien und Malaysia große Flächen des Regenwaldes durch Brandrodung zerstört. Die CO2-Bilanz der Monokulturen ist erschreckend. Cargill heizt damit nicht nur den Klimawandel an, sondern ist verantwortlich für die Vertreibung von Menschen und die Zerstörung der Lebensgrundlagen etlicher Tiere in verschiedenen Ländern des globalen Südens.

Auch ArbeitnehmerInnenrechte werden scheinbar bei Cargill nicht gerade hoch geschätzt und versucht gewerkschaftliche Organisierung zu verhindern, auch Union Busting genannt. Im Februar diesen Jahres wurden auf dem Gelände einer Hühner-Fabrik neun AktivistInnen festgenommen, die gegen das Union Busting des Unternehmens protestierten und lediglich ein Gespräch mit dem Management forderten.

Worauf wir heute aber besonders aufmerksam machen möchten, ist das auch von Klimagerechtigkeitsbewegung und von der Linken im allgemeinen oft übersehene oder zumindest nicht thematisierte milliardenfache Leid der Tiere, das die Fleischproduktion und die Herstellung tierlicher Produkte verursachen.

In den Hühnerställen, die Cargill für seine Eier- und Fleischproduktion benötigt, fristen Milliarden von Individuen als Produktionseinheiten ein Leben in Schmerz, ohne ihre grundlegendsten Bedürfnisse ausleben zu können. Immer weiter hochgezüchtet, einem künstlichen Tag-Nacht-Rhythmus ausgesetzt, um besonders viel Fleisch in besonders kurzer Zeit anzusetzen, sind diese Hühner kaum lebens- und bewegungsfähig. Sie gelten Cargill nur als Ressource, die es so effizient wie möglich auszubeuten gilt.

Auch Kühe und Schweine müssen ihr kurzes Leben eingezwängt in engen Boxen oder Ställen ertragen, am Ende gewaltsam getötet, nur damit Unternehmen wie Cargill seine Profite machen können. Das Produkt, gar nicht mehr als Individuum, als Tier mit Bedürfnissen, Interessen und einer Persönlichkeit erkennbar, wird so zur Ware. Die Fleischindustrie vermag es außerdem, die Herkunft des ‚Produktes Fleisch‘ und den dahinter stehenden Leidensweg zu verschleiern und es durch beschönigende Werbedarstellungen und Produktdesigns dem/der Konsument/in schmackhaft zu machen.
Auch Cargill geht dabei mit schlechtem Beispiel voran: Schaut man sich die Webseite des Konzerns an, bekommt man das Gefühl von einer heilen Welt: Lachende Familien spazieren durch Getreidefelder, glückliche gesunde Tiere stehen auf der Weide. Das Unternehmen rühmt sich zudem mit sozialen Engagement, wie z.B. der Teilnahme an Spendenläufen, der Unterstützung lokaler Sportvereine oder der Aktion „Hamburg räumt auf“. Dies ist klassisches Greenwashing und die Beschönigung von Ausbeutung und Zerstörung. Es kann und darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Cargill in großem Maße verantwortlich ist für die Abholzung des Regenwaldes mit all seinen Folgen und die milliardenfache Tötung einzigartiger Individuen.

Die Tierrechts- bzw. Tierbefreiungsbewegung fordert eine Abschaffung dieser und jeder anderen Form der Gewalt an Tieren und ein Ende ihrer Instrumentalisierung. Dies unterscheidet die Tierbefreiungsbewegung von der Tierschutzbewegung: Wir wollen keine größeren Käfige, wir wollen die Abschaffung der Käfige! Wir fordern keine ‚humanere Tötung“, die ohnehin einen immanenten Widerspruch darstellt, wir fordern ein Ende der Gewalt an Tieren in den Schlachthöfen. Wir fordern, Ausbeutungsverhältnisse zu beenden, in denen Tiere als Ware, als bloße Ressource gesehen werden. Wir fordern ein Ende der Unterdrückungsverhältnisse, in denen Menschen entscheiden, welchen Bedürfnissen Tiere nachgehen können und welchen Zweck sie in unserer Gesellschaft haben. Die Forderung nach Solidarität mit den Opfern von Ausbeutung und Unterdrückung muss selbstverständlich und gerade auch denjenigen gelten, die nicht die Möglichkeit haben, sich selbst zu organisieren und für ihre Rechte zu kämpfen, und deren Nutzung bisher weitestgehend gesellschaftlich normalisiert ist. Auch wenn offensichtlich ist, in wie weit die Tier- und insbesondere die Fleischproduktion negative ökologische Folgen hat, und insbesondere durch die Futtermittelproduktion oder die Arbeitsbedingungen in Schlachthöfen in einem Zusammenhang mit sozialer Ungerechtigkeit stehen, müssen Tiere auch um ihrer selbst Willen als Opfer dieser Gesellschaft und ihrer Ökonomie anerkannt werden.

Neben der Verbreitung der veganen Lebensweise als einer Form praktischer Solidarität mit Tieren und der Aufklärungsarbeit über die Realität der Tierausbeutung, gilt es auch für ein Ende der Fleischindustrie zu kämpfen, indem tiernutzende Unternehmen wie Cargill direkt unter Druck gesetzt und mit Protesten konfrontieren werden. So gibt es seit Jahren Aktionen und Kampagnen der Tierbefreiungsbewegung gegen den Neubau und die Erweiterung von Schlachthöfen und Mastanlagen, in denen eine Vielzahl an Aktionsformen, unter anderem auch ziviler Ungehorsam
wie Schlachthofbesetzungen, zum Einsatz kommen.

Cargill ist verantwortlich für das millionenfache Leid von Tieren, für die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlage von Menschen und Tieren und trägt unter anderem durch seine Palmplantagen zum Klimawandel mit bei. Daher hoffen wir, dass Cargill verstärkt mit Widerspruch konfrontiert wird. Wir werden so lange weiter protestieren, bis Unternehmen wie Cargill aufhören Profit auf Kosten von Tieren, Menschen und Umwelt zu machen.

 

Redebeitrag zur Fischereiindustrie von the black fish

Our oceans are ruled by a group of animals that rarely comes to mind when we think about ocean wonders. It‘s not the whales, turtles or dolphins that are dominating the big blue – it‘s fish. Fish have adapted to all kinds of habitats and can be found in every single part of our oceans, from colourful coral reefs to the desert of the open ocean up to the deepest waters in over 8 kilometers depth. They do not only come in all shapes and colours, they also have an unbelievable variety of characters and skills.

Sadly, most of these astonishing skills and likeable character traits remain unnoticed… Being the most important marine resource on the planet, fish are the target of the most effective killing machinery ever developed by humans: industrial fishing. Everywhere on this planet floating factories are emptying our ocean with huge nets and billions of hooks. Within the last 60 years, our technology has been surpassing every single skill and adaptation fish have developed in the last 500 million years.

Industrial fishing is a multinational, multibillion-dollar industry, which has been depleting fish populations worldwide for decades, driving many marine species towards extinction. It is estimated that the fishing industry kills between 1 and 2.7 trillion fish from the wild every year. Industrial fishing can‘t be compared to any other form we‘re exploiting non-human animals today. Nowhere else are so many individuals dying every day unnoticed and unheard.

Overfishing is a serious issue that our oceans face. 85% of fish stocks in the EU are below healthy levels. In fact, 17% are in a severely depleted condition and are threatened by collapse. Despite this overexploitation of our seas, the EU is still the world’s primary importer of fish. Today, each person eats on average 19.2 kg of fish a year, that’s almost twice as much as what we ate 50 years ago. Our oceans simply cannot withstand this level of exploitation.

Every year tens of millions of fish in European waters are wasted as bycatch. Some fishing methods are extremely destructive and and highly wasteful, destroying key nursery and feeding areas, catching large numbers of juvenile fish before they’ve had time to breed and discarding „low-value“ or unwanted fish back into the ocean dead or dying. According to some estimates, global bycatch may make up to 40 percent of the world’s catch.

These destructive fishing habits have large consequences for marine ecosystems. Over the past 50-100 years, humans have wiped out 90% of the ocean’s apex predators, including sharks, Bluefin tuna, swordfish, marlin and king mackerel. The depletion of these large species can cause entire shifts in ocean ecosystems, changing the marine community completely.

Marine species, that are economical extremly valueable, like the Bluefin tuna, have been driven to the brink of extinction for a reason. After decades of overfishing the populations of Bluefin tuna are completely collapsed. However the demand for its flesh to produce suhi and sashimi has been increasing. In 2013 a single Bluefin tuna was sold for 1.8 Million Dollars during a fish auction in Japan. When species becomes rare, but the demand is stable or even increasing, the people who possess this ressource can set the price as high as they want. This mechanism is called the „economy of extinction“. The motto of the economics of extinction is profit over all, even if it means the loss of most of the world’s species of plants and animals and the ecological functions they perform.

Although the world‘s fish stocks are decreasing the offers and prices seem to be unaffected. Fisheries subsidies, payed by the European taxpayers, are financing an unprofitable and destructive industrie, whiping out ocean life for cheap seafood. In addition quality labels like the „MSC“ are leading people to believe in a sustainable and gentle use of the ocean‘s ressource. The „MSC“ is a capitalistic body itself, making millions of euros every year by awarding destructive fisheries with their quality label.

Here in the harbour of Hamburg, companies like „Deutsche See“, „ARTI Seafood“ and „Rud. Kanzow“ are continuing to sell and distribute sea food in huge quantities, as overfishing and the destruction of our oceans would not be existing. They all obtain the fish and seafood they‘re selling from big industrial trawlers of the global fishing industry. There is no responsibility for the destruction of ocean life, of small-scale fishermen of the global south and the conservation of an healthy ocean for future generations.


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