Statement einiger Angeklagter aus dem „Barchem 4“-Verfahren

Quelle: https://linksunten.indymedia.org/de/node/66564

 

 

 

 

 

Statement einiger Angeklagter aus dem „Barchem 4“-Verfahren

In den letzten Jahren wuchs die Repression gegen Befreiungsbewegungen. In unterschiedlichen Ländern rücken die Behörden unterschiedliche Bewegungen in den Fokus, aber eines ist allen Repressionsfällen gemein: Staat und Regierung verteidigen die Ausbeuter, nicht die Ausgebeuteten. Sie schützen die Täter, nicht die Opfer. Sie schützen diejenigen, die vergewaltigen, morden und versklaven. Nicht diejenigen, die gegen die Existenz der Käfige kämpfen. Um dies zu bewerkstelligen, erlassen sie neue Gesetze, setzen Spezialeinheiten der Polizei ein und nutzen immer mehr und immer bessere Überwachungstechniken.

Diese Zeilen sind für alle, die sich jemals hilflos und ohnmächtig gefühlt haben angesichts eines Gegners, der tausendfach größer ist, als man selbst.

In diesem Fall trifft es die Tierbefreiungsbewegung. Wir, die AutorInnen dieser Zeilen, sind einer Straftat beschuldigt: Angeblich sollen wir im niederländischen Dorf Barchem fast 5000 Nerze in aus ihren Käfigen freigelassen haben, in denen sie ein Leben in Angst, Elend und Gefangenschaft erlitten hätten, um schließlich ermordet und zu einem Pelzmantel gemacht zu werden.

Aus diesem Grund erwartet uns am 25. und 27. September 2012 ein Prozess in Holland.

Wir werden keine weitere Worte zu dem spezifischen Fall verlieren, da uns der Prozess noch bevor steht, aber wir möchten unsere Perspektive zur Bewegung darlegen – darüber was Repression mit ihr macht und was Repression wirklich für uns bedeutet.

Wir müssen mit der Repression einen direkten und klaren Umgang finden. Wir müssen sie erwarten, wir müssen uns auf sie vorbereiten und wir müssen bereit sein, mit den Konsequenzen umzugehen, die resultieren, wenn wir die gegenwärtigen Verhältnisse in Frage stellen. Ohne dieses Bewusstsein werden wir unsere Leben in Angst verbringen und in keiner Weise effektiv kämpfen können. Repression wird aus Effektivität geboren. Jede Handlung hat eine Reaktion. Regierungen und Polizei schreiten ein, um effektive Strategien, um unsere Ziele zu erreichen, zu stoppen. Wären wir ineffektiv, so würde nichts geschehen, um uns zu stoppen, da es die Herrschenden schlichtweg nicht kümmern würde.

Wir müssen mit der Repression umgehen, wenn wir wirklich einen sozialen Kampf etablieren wollen, der eine tatsächliche Veränderung herbeiführen kann. Repression und sozialer Wandel sind im Wesentlich zwei Seiten der gleichen Medaille. Die schlechteste Reaktion auf Repression ist es, verängstigt davon zu laufen. Hieraus speist die Repression ihre Kraft. Wir als Bewegung entscheiden, wie wir auf Repression reagieren und ob wir ihr erlauben können, dass sie uns beeinflusst oder nicht. Mit den Kampagnen weiterzumachen, die sie stoppen wollen, ist der absolut beste Weg, die Repression zu bekämpfen. Steht wieder auf und schlagt härter und besser zurück, seit organisierter, stärker und besser vorbereitet. Erwartet Repression und geht mit ihr um, um ihren Einfluss zu verringern. Lernt aus den Fehlern anderer und stärkt unsere Strategien. Andernfalls geben wir den Herrschenden den Fahrplan in die Hand, wie sie auch jede andere Form des Widerstands in jeder anderen Bewegung niedertrampeln können.

Dies ist ihre Arbeitsweise: Sie treffen einen von uns, um Tausenden eine Lehre zu erteilen. Das ist das eigentliche Ziel von Festnahmen und Hausdurchsuchungen, von Isolation und Gefangenschaft. Es ist ihre wichtigste Waffe: Uns die Angst einzutrichtern, um uns harmlos zu machen und uns zum Schweigen zu bringen.

Aus diesem Grund möchten wir, während wir auf unseren Prozess warten, alle daran erinnern, dass auch wir unsere Waffe haben. Es ist eine stärkere Waffe als ihre, weil sie aus Mitgefühl und Wut gebaut wurde. Sie fußt auf unserem Engagement und auf der Aufrichtigkeit zwischen Menschen, die das gleiche Gefühl von Dringlichkeit teilen: Sie nennt sich Solidarität.

Solidarität bedeutet, sich gegenseitig in schweren Zeiten zu unterstützen, aber auch zurückzuschlagen und weder unsere Angst Überhand gewinnen zu lassen, noch uns vor unserem Aktivismus abzuhalten.

Sie bedeutet, als Bewegung zusammenzuhalten, mit all unseren Stärken und Fähigkeiten. Und zu guter Letzt, auf Grund unseres gemeinsamen Ziels zusammenzustehen: Das Ende der rücksichtslosen Ausbeutung unserer Mitlebewesen und des Planeten, auf dem wir alle leben.
Solidarität ist der Schlüssel, um jeden sozialen Kampf am Leben zu halten und eine Bewegung aufzubauen, die sie niemals zerschlagen können.

Weil niemand frei ist, solange nicht ALLE frei sind.

Einige Angeklagte des „Barchem 4“-Verfahrens.

Lest mehr auf: http://www.svat.nl/barchem4/en/index.html
(Dieser Text wurde aus dem Englischen übersetzt)


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