Ringvorlesung zum Mensch-Tier-Verhältnis an der Uni HH im Wintersemester 2010/2011

Im nächsten Semester wird es an der Universität Hamburg eine Ringvorlesung mit kritischen Beiträgen und Analysen zum Mensch-Tier-Verhältnis geben.Weitere Infos, z.B. das Programm, finde sich auf der Webseite mtv.blogsport.de/

Hier der Ankündigungstext:

„Es sind doch nur Tiere!?“– Ringvorlesung zur Problematik des gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisses

Universität Hamburg – Wintersemester 2010/11

Trotz der Allgegenwärtigkeit von Tieren in unserer Gesellschaft, sei es als Kommunikations- und Interaktionspartner, als Metaphern oder Bedeutungsträger in Symbolsystemen oder als verdinglichte Objekte der Ökonomie und der Wissenschaft, ist eine Analyse der gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisses in der deutschsprachigen (Sozial-)Wissenschaft bisher weitestgehend ausgeblieben.
Im englischsprachigen akademischen Diskurs hingegen hat sich in den letzten Jahren das interdisziplinäre Feld der Human-Animal-Studies herausgebildet. Innerhalb derer liegt das Erkenntnisinteresse auf der Erforschung der gesellschaftlichen und kulturellen Rolle nichtmenschlicher Akteure bzw. der Beziehungen zwischen diesen und der menschlichen Gesellschaft. Die Abkehr vom anthropozentrischen Paradigma und vom gängigen Mensch-Tier-Dualismus in den Geistes- und Sozialwissenschaften ermöglicht dabei neue Betrachtungsweisen und Forschungsansätze sowie die Revision oder Erweiterung grundlegender theoretischer Konzepte.
Die Beziehung zwischen Menschen und Tieren ist eine zutiefst soziokulturell wie auch ökonomisch geprägte Beziehung. Die Geschichte dieser Beziehung ist bis heute widersprüchlich und komplex, jedoch für die Tiere vor Allem eine Geschichte des Leidens, der Gewalt und der Ausbeutung.Trotz der gesellschaftlichen Kontroversen um bestimmte Nutzungsformen von Tieren, z.B. im Rahmen von Tierversuchen, dem Pelzhandel oder der sog. Massentierhaltung, scheint die Idee einer Nutz- und Ausbeutbarkeit tierlicher Individuen durch den Menschen völlig normal. Insbesondere die Moderne hat mit ihren spezifischen Mechanismen der Rationalisierung zu einer Institutionalisierung der Gewalt an Tieren beigetragen.

Trotzdem hat sich in den letzten Jahren eine Entwicklung vollzogen, innerhalb derer auch Ideen für eine grundsätzliche Um- und Neugestaltung des Mensch-Tier-Verhältnis auftauchen: So fordert zum Beispiel die Tierrechts- und Tierbefreiungsbewegung ein Ende der systematischen Gewalt gegen Tiere und die Befreiung aus den sie unterwerfenden, gesellschaftlichen Verhältnissen.

Fragestellungen und Forschungsperspektiven gibt es auf Grund der vielschichtigen Beziehungen zwischen Menschen und Tieren viele, der Fokus soll hier jedoch insbesondere auf einer Kritik dieser Verhältnisse liegen. Zentral ist also die Frage nach Tieren als Opfer gesellschaftlich vermittelter Gewalt und Herrschaft. Diese Vorlesungsreihe soll einen Anstoß für eine weitere Bearbeitung des Themas im deutschsprachigen, wissenschaftlichen Raum, insbesondere in den Sozialwissenschaften, darstellen.


Comments are closed.